Karl Valentin hat einmal ganz richtig gesagt : „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit,“ wie recht er hatte. Niemand weiß das besser als ich. Mit meinen Arbeiten zeige ich den Zustand der Welt, hervorgerufen durch Egoismus und Habgier, durch Eingriffe in den Kreislauf der Natur, aber auch durch Zulassen inhumanen Entwicklungen, die den jetzigen Zustand herbeigeführt haben.
>Unkontrolliertes Wachstum< Bronze 1982. Warum streben die Menschen nach mehr, noch mehr? Und warum handeln Politiker häufig nicht so, wie sie bei der Amtsübernahme geschworen haben? >Der Politiker und sein Gewissen< Bronze 1991.
Eine meiner wichtigsten Arbeiten, außer Seveso, ist die mit einem provozierenden Titel versehene Plastik >Der befriedete Vietnamese< Bronze 1970. Das Resultat der Befriedung ist immer das gleiche, sie wird mit unvorstellbaren großen Massen von Opfern bezahlt.
Dies sind nur drei Gedanken, ausgewählt um sie leichter an das Hauptthema „Wie entsteht eine Plastik“ zu führen. Zuerst steht immer das Thema im Raum, über das ich nachdenke. Allmählich sehe ich die Form vor mir im Kopf, sie wird hin und wieder etwas verändert, etwas hinzu geführt oder weg genommen. Dann ja dann, beginnt die eigentliche Arbeit. Ich mische verschiedene Wachse, früher waren es Bienenwachs, Paraffin und Collophonium, heute sind es syntetische Wachse die reiner sind, in einem großen Topf und verflüssige diese Mischung. Nach dem Abkühlen gieße ich das Wachs auf einer Steinplatte, in der Größe und Stärke, die ich für die Plastik brauche.
Das Wachs wird an den zu bearbeitenden Stellen wieder auf die erforderliche Temperatur gebracht, geformt und mit heißem Werkzeug zusammengefügt. Der Fachmann nennt es auch geschweißt. Je nach Größe , wird die Plastik mit gespalteten Bambus stabilisiert.
Wenn die Plastik meiner Vorstellung entspricht, im jedem Fall wird so lange daran gearbeitet bis die Zufriedenheit eingetreten ist, werden die Angüsse gesetzt. Sie bestehen ebenfalls, wie auch der Trichter in den die Bronze später gegossen werden soll, aus Wachs.
Nun beginnt das Einformen. Einen Kasten in der erforderlichen Größe wird durch Schraubzwingen gehalten, zusammen gebaut. Die Formasse, sie besteht aus der gebrannten und gemahlenen Formmasse, Schamotte und Gips, mit Wasser zu der gewünschten Konsistenz angerührt und in den Kasten eingebracht, die Plastik wird eingesetzt und mit Formmasse verfüllt.
Nach dem Erhärten der Form wird der entstandende Block in den Brennofen gesetzt, dort langsam bis zu einer Endtemperatur von etwa 580° etwa 8 Tage gebrannt. Nach dem Abkühlen wird der Block wieder in den Kasten gesetzt und mit Schraubzwingen gesichert.
Und nun beginnt der schwerste Akt, im wahrsten Sinne des Wortes, das Gießen. 100 oder 200 Kilogramm Bronze werden bei etwa 1300° in einem Graphittiegel geschmolzen. Hat die Schmelze die Temperatur erreicht wird der Tiegel aus dem Ofen genommen, die Schlacke wird entfernt, der Guss beginnt. Immer wieder Staunen nicht nur bei den Zuseher. Die Bronze fließt wie Wasser in die Form.
Nach dem Abkühlen wird die Form abgeschlagen, die Angüsse abgetrennt, die Plastik gebürstet und wenn notwendig geschweißt und patiniert. Diese Vorgänge werden sehr vorsichtig durchgeführt, damit die Gusshaut, die nur im Wachsausschmelzverfahren entsteht, erhalten bleibt.
Ich gestehe, dass ich der Faszination des Bronzegusses erlegen bin. Ist es ein Gefühl der Macht über die spröde Bronze, dass ich die Bronze zwingen kann, dahin zu fließen, wohin ich es will? Sicher ist es ein sich wiederholendes Staunen über die Materie.