Bronze, 2004, 205 cm
„Toleranz“ gehört zu den ethisch-moralischen Sensibilitäten wie Liebe und Tod. Angesichts des Zustandes unserer Weltgesellschaft kann das Thema nicht groß genug in Erinnerung gerufen werden. Erich Sauer hat die Bronze dafür zwei Meter hoch entflammt und die den Kontakt suchenden Stelen zu einer angedeuteten Doppelhelix verwoben, die auf gegenseitige Sympathie zielt, aber auch ein Wort Auguste Rodins an Camille Claudel provoziert: „Du gibst
dem Leben den Schmerz.”
Der etruskische Glanz der Skulptur erzählt von den unendlichen Versuchen, der Toleranz Existenz zu verschaffen, solange die Fragen des unerlösten Menschen nach mehr Licht rufen. Die Intention Sauers löst einen Schwall von Synonymen aus, der die gewonnene Harmonie verdichtet und ihrer Bestimmung ein weites Feld bietet. Tolerant sein, das heißt hier: duldsam, geduldig, großzügig, harmonisch, nachsichtig, warmherzig, weitherzig, versöhnlich.
Die Thematik ist brandaktuell. Erich Sauer sei Dank dafür, dass er daran erinnert. Seine Intuition und künstlerische Figuration könnten den Vorspann für viele Filmproduktionen in aller Welt bieten. In seinem berühmten Werk „Cat on a Hot Tin Roof“ (Die Katze auf dem heißen Blechdach) lässt der amerikanische Dramatiker Tennessee Williams seine Protagonisten sagen: „Man kann in einem großen Land etwas anpflanzen, das wichtiger ist als Baumwolle – Toleranz!”
Karl Popper, der Begründer des kritischen Rationalismus, wurde auf der Suche nach einer besseren Welt noch deutlicher: „Im Namen der Toleranz sollten wir daher das Recht beanspruchen, die Intoleranz nicht zu tolerieren.“ In diesem Sinne wird die Skulptur des Künstlers zum „Denkmal“.
Prof. Nico Hofmann
Regisseur und Produzent
Berlin