Bronze, 1991, höhe 182 cm
Politik - verträgt sie überhaupt (noch) Gewissen? Gewissen im Sinne von Verantwortung - wofür? Für die Menschen etwa, die in den Krieg geschickt werden krepieren, jämmerlich verrecken, alles verlieren, um damit die Mächtigen noch ein Stück mächtiger werden zu lassen? Zuviel verlangt.
Doch woher nimmt die Politik, der Politiker, noch immer seinen aufrechten Gang, mit dem er ach so leicht(fertig) sein Gewissen, fein verhüllt, damit es nur ja nicht bemerkt, was tatsächlich geschieht, im Schlepptau hinter sich herrzieht? Hinter sich versteckt. Akkurat postiert auf der (Staats-)Karre, deren Räder der Nobelstern ziert, dieses Statussymbol, das manche die Nase noch ein wenig höher tragen lässt.
Wenn das Gewissen tatsächlich die Stimme der Seele ist, hat es dann überhaupt noch etwas in der Politik verloren? Schuldgefühl oder gar Scham, sind sie nicht längst auf der Strecke geblieben, auf diesem Weq nach oben, auf dieser Rennbahn mit immer dem gleichen Ziel: Einfluss im Überfluss. In einer Arena von Quoten, Proporz und Parteiräson
Politik, ist sie tatsächlich eine Kunst? Doch welche? Etwa die hohe Kunst der Korruption? Die Kunst, unter dem gemeinwohligen Deckmantel Bestechlichkeit, am Ende gar Abhängigkeiten zu pflegen, solange sie dem eigenen Nutzen huldigen? Sind es nun die Charaktere, die Palitik verderben, oder ist es die Politik, die den Charakter verdirbt?
Politik in allen Facetten ihrer Verwerflichkeit, ihrer Verderbtheit, sie ist ein Spiegelbild ihrer Gesellschaft. Weil nicht die Politiker, sondern die Gesellschaft die Politik bestimmt. Eine Gesellschaft, die tief in einer Identitätskrise steckt, in der Orientierungslosigkeit schmerzende, tiefe Wunden gerissen hat, eine Gesellschaft, durchsetzt von angepasstem Mittelmaß, in der Werte und Tugenden nicht mehr funktionieren wollen: Woran soll sich da der Politiker noch orientieren, woher soll er noch seine Funktionsfähigkeit nehmen? Soll er am Ende besser sein als jene, die ihn groß werden ließen? Vorbilder, sie wollen einfach nicht mehr in die Zeit passen. Arme Politik, armer, kopfloser Politiker, der sein Gewissen hinter sich herzieht, verstecken muss. Ganz so, als sei es nicht mehr gefragt. Nur noch eine Last, lästig.
Eva Klag-Ritz
Journalistin und Leiterin der Lokalredaktion .Die Rheinpfalz" Landau